Ketogene Ernährung als therapeutische Option

Ketogene DiätNeue Studienergebnisse untermauern therapeutischen Nutzen bei Krebs

Eine ketogene Ernährung, in der hauptsächlich Fette und Eiweiß als Energielieferanten dienen, ist eine ideale Alternative zum Fasten. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts etablierte sich die fettreiche, streng kohlenhydratarme Kost zur Therapie von Epilepsiepatienten.

Da zu dieser Zeit noch keine Medikamente gegen das Anfallsleiden existierten, Mediziner aber die therapeutische Wirkung des Fastens auf diese Krankheit kannten, wurde die ketogene Diät entwickelt, um den Fasteneffekt im Stoffwechsel zu simulieren, aber gleichzeitig eine Energieversorgung zu sichern. Auch heute noch wird die ketogene Diät von der Schulmedizin zur Therapie von jungen Epilepsiepatienten empfohlen, die auf keine Medikation ansprechen.
Mittlerweile wird das therapeutische Potenzial einer solchen kohlenhydratarmen Kost aber auch für verschiedene andere neurologische, onkologische und Stoffwechselerkrankungen erforscht. Speziell in der Krebstherapie basiert die therapieunterstützende Anwendung der ketogenen Diät auf drei Denkansätzen:

  • Ketose trotz Nahrungsaufnahme: Als Ketose wird der Stoffwechselzustand bezeichnet, in dem sich der Körper in Hungerzeiten befindet und in dem nahezu ausschließlich Fette als Energiequelle genutzt werden. Dieser wird in der Alternativmedizin durch gezieltes Fasten hervorgerufen und ist unter anderem dafür verantwortlich, dass Patienten, die 3 Tage vor einer Chemo- oder Strahlentherapie fasteten, oft von einer besseren Verträglichkeit berichten. Durch eine starke Reduktion der Kohlenhydrataufnahme lässt sich eine Ketose ohne Nahrungsverzicht erreichen.
  • Niedriger Insulinspiegel: Insulin sowie das bei einem erhöhten Insulinspiegel vermehrt gebildete IGF-1 (Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor 1) wirken als Wachstumsförderer und stimulieren damit auch das Krebswachstum. Hierfür spricht auch, dass Typ-2-Diabetiker – die unter einem dauerhaft erhöhten Insulinspiegel leiden – ein deutlich höheres Krebsrisiko und schlechtere Krebsprognosen aufweisen. Eine kohlenhydratarme Ernährung beugt hohen Blutzucker- und damit hohen Insulinspiegeln vor bzw. hilft diese zu senken.
  • Limitierte Energie für Krebszellen: Viele Tumore stellen ihren Energiestoffwechsel mit zunehmender Malignität und Aggressivität auf die Vergärung von Zuckern um. Hieraus resultiert nicht nur eine wachsende Abhängigkeit von der Energiequelle Zucker, sondern auch eine verstärkte Resistenz gegenüber Standardtherapien. Während die meisten gesunden Zellen ihre Energiegewinnung unter einer ketogenen Diät auf die Verwertung von Fetten umstellen, sind Krebszellen hierzu kaum mehr in der Lage. Somit wird die Krebszelle entweder geschwächt oder gezwungen, sich wieder auf die herkömmliche Nährstoffverbrennung umzuschalten, was aber eine erneute Empfindlichkeit gegenüber Standardtherapien bedeutet.

Viele Belege für die konkrete Wirkung einer Zuckerreduktion bzw. einer ketogenen Ernährung bei Krebs stammen bislang aus Zell- und Tierversuchen. Größere Patientenstudien fehlen leider nach wie vor. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch, dass eine reine Ernährungsform als Therapieoption für große finanzkräftige Unternehmen wenig Anreiz zur Investition in deren Erforschung bietet. Dennoch bestätigen Untersuchungen an kleineren Patientengruppen sowie zahlreiche Fallberichte aus der Praxis, die Sicherheit und Anwendbarkeit einer ketogenen Ernährung zur Unterstützung von Standardtherapien.

Auch 2016 sind weitere wissenschaftliche Hinweise hinzugekommen:

Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)/ Heilbronn:

Im Rahmen ihrer Promotion behandelte die Heilbronner Ärztin Dr. Natalie Jansen 78 Tumorpatienten begleitend zu deren Standardtherapie mit einer ketogenen Ernährung. Zur Überprüfung des Therapieverlaufs erhob sie regelmäßig den TKTL1-Status, der als Marker für die Zuckervergärung in Zellen fungiert und der in den untersuchten Patienten mit der Aggressivität des Tumors korrelierte. Unter den 5 Patienten, die ihre Ernährung komplett umstellten, kam es bei 3 Patienten zu einer Verbesserung des Tumorstatus, bei den anderen 2 blieb der Status unverändert. Bei den 73 Patienten, die ihre Ernährung nur teilweise umstellten oder die Diät abbrachen, zeigte sich nur bei einem eine Verbesserung, bei 11 jedoch eine Verschlechterung. Ein palliativ behandelter Patient erreichte unter der ketogenen Diät einen Stillstand des Tumorwachstums, ein anderer eine Verbesserung seines Gesamtzustandes[note]Jansen, N.; Walach, H. (2016): The development of tumours under a ketogenic diet in association with the novel tumour marker TKTL1: A case series in general practice. Oncol Lett 11 (1): 584–592 [Link zum Artikel].[/note].

Uniklinik Schweinfurt:

Unter den Patienten, die sich einer Bestrahlung unterzogen, ernährten sich sechs Patienten eigenständig ketogen. Alle Patienten verloren an Gewicht, jedoch nur an Fett- nicht aber an Muskelmasse. Die Gesamtverfassung während der Bestrahlung war insgesamt sehr positiv und alle fühlten sich gut mit der Diät. Fünf der Patienten erreichten wie erwartet eine Rückentwicklung des Tumors. Lediglich ein Patient mit metastasierten kleinzelligen Lungenkrebs zeigte einen leichten Krankheitsfortschritt, der jedoch wesentlich schneller voran schritt als die Diät abgesetzt wurde [note]Klement, R. J.; Sweeney, R. A. (2016): Impact of a ketogenic diet intervention during radiotherapy on body composition: I. Initial clinical experience with six prospectively studied patients. BMC Res Notes 9: 143. [Link zum Artikel].[/note].

Universität Detroit:

Die onkologische Abteilung der Detroiter Universität (USA) untersuchte verschiedene Einflussfaktoren wie Rauchen, Diabetes, begleitende Einnahme bestimmter Medikamente usw auf die Erfolgsaussichten einer Bestrahlung bei Patienten mit Rektalkarzinom. Hier war die Einhaltung einer ketogenen Diät mit einem leicht, aber dennoch signifikant geringeren Risiko verbunden, infolge der Krebserkrankung zu sterben[note]Kato I et al. (2016): Differential effects of patient-related factors on the outcome of radiation therapy for rectal cancer. J Radiat Oncol 5(3): 279-286 [Link zum Abstract].[/note].

Weitere wissenschaftliche Artikel zur ketogenen Ernährung bei Krebs finden Sie unter: Wissenschaftliche Literatur


Quellen