Fallberichte: Ketogene Diät bei Krebs

EntspannenDrei Patientengeschichten, die Hoffnung machen

Da große Studien zum Nutzen einer begleitenden ketogenen Diät bei Krebs nach wie vor fehlen, sind es die vielen kleinen positiven Einzelfallberichte, die belegen, dass eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung zur Unterstützung einer klassischen Therapie in manchen Fällen sinnvoll sein kann. Wir stellen Ihnen drei dieser Fälle vor.

Fall 1: Eine 29-jährige Patientin mit Triple-negativem Brustkrebs im Endstadium

Das Krebszentrum in Istanbul ist derzeit einer der Vorreiter, die bei der Behandlung ihrer Krebspatienten klassische Therapiemethoden wie Chemo- und Strahlentherapie mit alternativen Methoden wie ketogene Diät, Hyperthermie und Sauerstofftherapie kombinieren. Bereits in der Vergangenheit berichteten die Mediziner von ihren positiven Erfahrungen mit diesem Vorgehen. So konnten sie bei vielen Patienten die Dosierung z. B. der Chemomedikamente und damit die Nebenwirkungen deutlich reduzieren – und damit teilweise sogar bessere Therapieerfolge erzielen als mit Standarddosierung ohne Begleitbehandlung.

Der nun veröffentlichte Fallbericht[note]İyikesici M et al. (2017) Efficacy of Metabolically Supported Chemotherapy Combined with Ketogenic Diet, Hyperthermia, and Hyperbaric Oxygen Therapy for Stage IV Triple-Negative Breast Cancer. Cureus 9(7): e1445
[Link zum Artikel].[/note] einer 29-jährigen Patientin mit Triple-negativem Brustkrebs im Endstadium zeigt abermals den Erfolg, wenn Schul- und Alternativmedizin Hand in Hand arbeiten.
Ein PET-Scan der Frau (bei dem sich markierte Glukose in Geweben mit hoher Glukoseaufnahme anreichert und diese im CT sichtbar macht) zeigte einen Apfelsinen-großen Tumor in der Brust, multiple Metastasen in den anliegenden Lymphknoten und eine ausgedehnte Zunahme von tumorösen Lebergewebe und knotigem Gewebe im Bauchraum. Die junge Frau unterzog sich daraufhin einer Chemotherapie, die von einer ketogenen Diät sowie von einer Hyperthermie- und einer Sauerstoffbehandlung begleitet wurde. In einem weiteren PET-Scan 5 Monate später waren keine Gewebe mit abnormaler Glukoseaufnahme mehr zu erkennen, was für einen vollständigen Therapieerfolg spricht. Auch im anschließend entfernten Brustgewebe war nur noch abgestorbenes Tumorgewebe auffindbar. Neben dem bemerkenswerten Erfolg unterstreichen die Mediziner auch, dass die Patientin von den Chemo-typischen Nebenwirkungen weitgehend verschont blieb und die kombinierte Behandlung ihr eine den Umständen entsprechende gute Lebensqualität ermöglichte.

PET-Scan

Dies sind neben dem Therapieerfolg Aspekte, die in die Bewertung einer solchen Behandlungskombination einfließen sollten – so die Autoren.

Zum Fallbericht

Fall 2: Bob der Blob

Als die englische Ärztin Tanya Malpass anfing, sich immer öfter zu versprechen und Sprachaussetzer zu haben, hoffte sie noch, nur unter Stress zu leiden und keinen Schlaganfall zu haben. Doch das MRT und die folgende Operation offenbarten weitaus Schlimmeres: ein Glioblastom 4. Grades. Die Ärzte gaben ihr noch 12-18 Monate.

Obwohl ihr ihre Ärzte davon abrieten, begann sie gemäß dem Motto „schlimmer kann es die Sache ja nicht machen“ mit einer ketogene Diät. Es folgte eine 6-wöchige intensive tägliche Strahlentherapie mit einem niedrig-dosierten Chemomedikament gefolgt von 6 Monaten höher dosierter Chemotherapie. Bis auf Haarausfall blieb sie von den typischen Nebenwirkungen verschont und fühlte sich – wie sie selbst schreibt – lediglich erschöpft, weil ihre Tage so vollgefüllt mit Freizeitaktivitäten waren. Genau ein Jahr nach Auftreten der ersten Symptome bestätigte der Post-Chemo-Scan: kein Tumor mehr vorhanden.

Mittlerweile sind knapp 30 Monate vergangen und die drei-monatlichen Scans sind nach wie vor unauffällig. Ihre Erfahrungen mit „Bob dem Blob“, wie sie ihren Tumor nannte, da er sich „immer in Gespräche einmischte“, verarbeitet Tanya Malpass auf ihrem gleichnamigen Blog: www.bobtheblobsblog.com

Fall 3: Der französische Pilot Jean-Jacques Trochon

Der dritte Fall geht derzeit durch die Medien, da er einer kleinen medizinischen Sensation gleichkommt. Unter anderem widmete der Focus diesem einen Artikel. Der französische Pilot Jean-Jacques Trochon lebt seit einigen Jahren krebsfrei, dank einer ketogenen Ernährung und gelegentlichem Fasten.

Selbstverständlich ist das nicht, denn nachdem dem 56-jährigen wegen Krebs bereits eine Niere entfernt werden musste, fingen nach einigen Jahren an, unaufhaltsam Metastasen in der Lunge zu wuchern. Eine weitere OP ließ er noch über sich ergehen, eine Chemo- und Antikörpertherapie lehnte er zur Besorgnis seiner Ärzte hingegen ab. Stattdessen begann er, sich mit dem Thema Ernährung und Krebs auseinanderzusetzen und entdeckte dabei die Berichte zum Fasten und zur ketogenen Diät. Nach einer kurzen Fastenphase startete er eine ketogene Diät, in die er alle sechs bis acht Wochen eine kurze Fastenperiode einschiebt. Zu seinem großen Glück schlug die selbstverordnete Ernährungstherapie so gut bei ihm an, dass sein Onkologe bei einer erneuten Untersuchung keine Metastasen mehr feststellen konnte. Das ist bis heute so geblieben.

Ist eine ketogene Diät eine Alternative zur schulmedizinischen Therapie?

Obwohl Einzelfälle wie die von Jean-Jacques Trochon durchaus möglich sind, möchten wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass sich Krebs in den allermeisten Fällen nicht allein mit einer Diät „aushungern“ lässt. Zwar steht es jedem frei, alternative Behandlungsmethoden anstelle von schulmedizinischen Therapien in Anspruch zu nehmen. Jedoch sollte immer bedacht werden, dass sich Krebserkrankung untereinander sehr stark unterscheiden und letztlich viele Faktoren wie Krebsart, Lokalisation, Art und Grad der Zellentartung, Stadium, körperliche Verfassung und begleitende Erkrankungen einen Einfluss auf die Heilungschancen nehmen. Einzelfallberichte können daher nicht auf den eigenen Fall übertragen werden.

Vielmehr sehen wir die ketogene Diät als eine unterstützende Begleitmaßnahme zur schulmedizinischen Therapie, die den Patienten durch Zufuhr von wichtiger Energie, Eiweiß und Mikronährstoffen stärken soll, Nebenwirkungen der Therapie bestenfalls abschwächt und möglicherweise sogar den Therapieerfolg verbessert. Die drei vorgestellten Fallberichte sollen daher lediglich zur Untermauerung der möglichen positiven Effekte und Anwendbarkeit einer solchen Diät dienen.

Doch auch ungeachtet, ob eine ketogene Diät den Genesungsprozess im eigenen persönlichen Fall fördert, ist sie auf jeden Fall in der Lage, mit Energie, Eiweiß und allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen, die während der Therapie oft dringend benötigt werden. Unser Beispiel-Tagesmenü zeigt, wie nährstoffreich eine solche Ernährungsform trotz Verzicht auf kohlenhydratreiche Beilagen sein kann: Zum Beitrag „Mangelernährung durch ketogene Ernährung? – Unser Beispiel eines Tagesmenüs beweist das Gegenteil.“


Quellen